Stop-Motion-Filme, das Daumenkino 2.0

10.06.2022 – Die Erwachsenen älteren Semesters erinnern sich vielleicht noch an das gute alte Daumenkino. In kleinen Büchlein mit mindestens 30 bis 50 Seiten ist auf jeder Seite dieselbe Figur mit einer winzig kleinen Veränderung in der Körperhaltung gezeichnet. Blättert man das Buch ganz schnell durch, indem man die Seiten unter dem Daumen durchlaufen lässt, dann wirkt es so als würde sich die Figur bewegen.

Was vor mehr als hundert Jahren bereits Kinder begeistert hat, hat bis heute nichts an Attraktivität eingebüßt. Der einzige Unterschied: Das Daumenkino ist heute digital und heißt jetzt Stop-Motion-Video. Dabei wird eine Folge zahlreicher Einzelfotos so zu einem Film zusammengefügt, dass flüssige Bewegungen entstehen. Die Fuchs-Klasse hat sich in dieses Genre der Filmkunst eingearbeitet und bereits erste, gelungene Werke vorgelegt.

In kleinen Gruppen haben sich die Schülerinnen und Schüler zunächst ein Storyboard ausgedacht, sich dann für eine Darstellungsweise entschieden und schließlich losgelegt. Ein Filmteam hat die spektakuläre Befreiung zweier gefangener Piraten aus dem Gefängnis dargestellt. Für die Darstellung wurde für die Stop-Motion-Technik ganz klassisches Material, nämlich Playmobil-Figuren gewählt. Ein weiteres Team hat Stofftiere Turnübungen vollführen lassen.

Mit einer Stop Motion App, die auf den 80 IPads der Grundschule Am Pleiser Wald installiert ist, wurden rund für jeden etwa 30-sekündigen Film rund 400 einzelne Fotos gemacht, die jeweils kleinste Veränderungen in den Bewegungen der Figuren festhalten. Dabei mussten die Kinder ein gutes Augenmerk und eine sehr ruhige Hand beweisen. „Ich fand es echt schwierig, das IPad immer in derselben Position zu halten, wenn ich ein neues Foto gemacht habe“, berichtet eine Schülerin von ihren Erfahrungen. „Wir haben festgestellt, dass man Stop-Motion-Filme besser drinnen als draußen macht. Draußen kommt manchmal die Sonne durch und kurz darauf ist es wieder wolkig. Hinterher im Film ändert sich dann ständig das Licht. Das sieht komisch aus“, so die Erfahrung eines anderen Teams. Wieder andere haben gelernt, dass die Figuren nur minimal bewegt werden dürfen, bevor ein neues Foto gemacht wird. „Sonst ruckelt es so komisch im Film“, erklärt ein junger Künstler.

Alles nur ein großer Spaß? „Fast“, meint Klassenlehrer Marius Piel augenzwinkernd. „Dahinter stecken tatsächlich mehrere Ziele gleichzeitig: Die Kinder entwickeln und schreiben eigene Geschichten. Sie lernen den kreativen Umgang mit digitalen Medien, der genau das Gegenteil von stumpfen Konsumverhalten bedeutet. Beim Arrangieren und Erstellen von Kulissen, und Requisiten arbeiten sie künstlerisch. Und sie üben sich darin, gemeinsam im Team Ideen zu entwickeln, zu verwerfen, zu verfeinern und umzusetzen. Es ist eine große Freude, zu beobachten, welche Stärken bei den Kindern zum Vorschein kommen, die im klassischen Unterricht oft nur wenig Beachtung finden.“

Fazit: Digitalisierung von Schule schafft Mehrwerte und die Grundschule am Pleiser Wald ist dabei. Hier beherrschen die Kinder die Medien, nicht die Medien die Kinder.